„Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Das ist einer der Sätze, auf die ich inzwischen mehr als allergisch reagiere wenn es um negative Reaktionen auf den Berufswechsel geht. Wenn ich ihn höre, könnte ich demjenigen, der so etwas dummes von sich gibt, ins Gesicht springen. Also im übertragenen Sinn…
Meine große Abneigung gegen die Floskel und die Emotionen, die sie in mir auslöst, sind für mich Grund genug der Herkunft und Bedeutung mal genauer auf den Grund zu gehen:
Also, es war einmal…
…ein griechischer Maler namens Apelles, der ein Bild mit Schuhen gemalt hatte. Er stellte diese Bild aus und versteckte sich in der Nähe, um zu erfahren, wie die Besucher auf das Bild reagieren würden. Nach einer Weile betrachtete ein Schuster, nennen wir ihn Sepp, das Bild und sagte, dass die Schuhe nicht korrekt gemalt seien. Der Apelles erkannte dies an und korrigierte daraufhin sein Gemälde. Doch auch als der Sepp am nächsten Tag wiederkam, war er nicht zufrieden mit dem Gemälde. Dieses Mal kritisierte er die Beinform und die genutzten Farben. Diese Kritik konnte Apelles nicht akzeptieren und entgegnete: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“.
Was bedeutet das also?
Der Maler hat die Kritik des Schusters akzeptiert, solange es um die fachlich korrekte Darstellung der Schuhe ging. Als sich der Sepp aber in die Komposition und den Bildaufbau einmischen wollte, wurde ihm klargemacht, dass er als Schuster von solchen Dingen nichts verstehe.
Eigentlich eine schöne Geschichte. Und ehrlich gesagt, kann ich die Sichtweise des Malers gut verstehen. Ungerechtfertigte Kritik zu bekommen, noch dazu von jemanden, der keine Ahnung hat, muss nun wirklich nicht sein.
Leider hat sich die Bedeutung seit der Zeit der alten Griechen etwas gewandelt. Während unser Maler Apelles damals einfach nur einer ungerechtfertigten Kritik kontra gegeben hat, verwendet man den Satz heute in einem verfremdeten Kontext. Nämlich:
„Tue nichts, wovon du nichts verstehst oder was du nicht kannst“
Oder: „Das wird doch eh nichts, lass es am besten gleich bleiben“
Besonders zerstörerisch kann eine solche negative Reaktion dann sein, wenn du gerade dabei bist dich beruflich umzuorientieren, nach Alternativen suchst und über einen Berufswechsel nachdenkst.
Bekommt man zu diesem Zeitpunkt an den Kopf geworfen, dass man es ohnehin nicht schafft, könnte dir diese blöde, schnell dahingesagte Floskel jeglichen Enthusiasmus nehmen, das kleine Fünkchen Mut und Hoffnung zerstören.
Warum ist das so? Warum tut der Spruch so weh?
Fall du mit deinem Beruf unzufrieden bist, dauert es oft einige Zeit bis du das für dich selbst akzeptierst und bereit bist darüber zu sprechen. Vielleicht bist du hin- und hergerissen zwischen dem Bleiben und dem Gehen. Vielleicht du denkst darüber nach, anstatt eines Berufswechsels, es erst einmal mit einen neuen Arbeitsfeld zu versuchen. Und vielleicht weißt du gerade auch nur, was du nicht willst – aber noch nicht, was du willst.
Um dich zu beruhigen, diese Unsicherheit ist ganz normal. Schließlich ist ein anstehender Berufswechsel keine leichte Sache. Wir verbringen unser halbes Leben in der Arbeit, das heißt, ein Berufswechsel ist immer auch eine Lebensveränderung.
Die Unsicherheit mach uns aber auch verletzlicher. Wir sind mehr denn je auf den positiven Zuspruch, Verständnis und Bestärkung angewiesen. Besonders von Menschen, die uns Nahe stehen. Du hast eine andere Person ins Vertrauen gezogen, sie an deinen Plänen und Überlegungen teilhaben lassen und nun scheint es, als würde dir diese Person nichts zutrauen. Als würde sie das Thema abwiegeln, dich bremsen und maßregeln wollen. Ganz so wie der Maler, der der Meinung war, dem Schuster stehe nichts mehr zu, als das Schusterleben.
Und das ist meiner Meinung nach schlichtweg falsch! Menschen kann man nicht aufgrund ihres Berufs in Boxen einteilen. Jeder darf sich verändern, jeder darf wachsen und seine Fähigkeiten zum Besten entwickeln.
Sepp der Schuster, der nicht bei seinen Leisten blieb
Wenn euch also jemand so kommt, hier mein Rat:
Denkt an den Schuster Sepp und spinnt die Geschichte weiter. Denn der Sepp interessiert sich schon seit seiner Kindheit für die Malerei. Er ist nur Schuster geworden, weil man in dem Beruf ein sicheres Auskommen hat (das weiß doch jeder :)). Nach dem Besuch der Ausstellung belegt er aber viele Kurse und macht eine Umschulung. Zwei Jahre später wird Sepp als neuer Ausstellungsleiter des Museums einstellt. Seine Meinung über das Bild hat er aber nicht geändert!
In diesem Sinne:
Lasst euch von Anderen nicht runterziehen und steht zu euch und euren Plänen und dem Berufswechsel, den ihr plant.
Wart ihr schon einmal von den negativen Reaktionen anderer auf eure beruflichen Pläne enttäuscht? Schreibt’s mir in die Kommentare.
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